Holsteiner Pferdezucht in Dithmarschen
Das Pferd spielt in der
Geschichte Dithmarschens eine große Rolle, dafür gibt es eine Reihe von
klassischen Zeugnissen. Da ist zunächst die Schlacht bei Hemmingstedt am 17.
Februar 1500. Sie zählt zu den Ereignissen, an deren Verlauf sich das Ende
eines Zeitalters ablesen läßt. Die Dithmarscher kämpften bei Hemmingstedt zu
Fuß, ebenso die Invasionstruppen mit Ausnahme der adligen Herren, der Ritter.
Sie saßen hoch zu Roß und starben häufig, wenn das Pferd unter ihnen
zusammenbrach und sie, belastet von ihrem Metallpanzer, den langen Spießen oder
Armbrüsten der Bauern ausgeliefert waren. Diese Situation bezeichnet das Ende
einer vielleicht 3000jährigen Pferdegeschichte in Nordeuropa: Nur
"Machthaber", Fürsten und Ritter kämpften zu Pferde. Für die Bauern
und übrigens auch für die Landsleute war das Pferd Arbeitstier, Verkehrsmittel
und ziviles Statussymbol. Wir haben dafür ein klassisches Zeugnis im
Sühnestein für Peter Swin auf dem Lundener Friedhof vom Jahre 1537.
Dargestellt ist die Ermordung der bäuerlichen "Regenten" aus
Dithmarschen. Über der Szene, die ihn am Boden liegend zeigt, steht ein
gesatteltes, reiterloses Pferd: Symbol für den Tod eines prominenten Mannes.
Der historische Hintergrund des Bildes beweist, daß wenigstens bei den
führenden Bauern humanistische Bildung nicht unbekannt war. Das gesattelte,
reiterlose Pferd wurde nämlich in der Antike bei toten römischen Kaisern im
Trauerzug mitgeführt. Ähnlich sind wohl Funde in vorgeschichtlichen Gräbern
zu verstehen.
Diese Funktion des Pferdes
als exklusives Machtsymbol der Herrenschicht geht nach der Schlacht bei
Hemmingstedt zu Ende, ohne daß natürlich mit ihr ein ursächlicher
Zusammenhang besteht. 59 Jahre später, in der "Letzten Fehde", in der
Dithmarschen seine Selbständigkeit verlor, hatte der Krieg eine neue Waffe,
gepanzerte Reiter: angeworbene Söldner, mit Schwert und moderner Feuerwaffe
(Pistole) und nicht mehr mit den ritterlichen Lanzen bewaffnet. Sie hatten den
Hauptanteil an der Eroberung der Bauernrepublik. Ihnen zu Ehren setzten die
siegenden alliierten Fürsten einen gepanzerten Reiter in ihre Wappen als Symbol
für die Herrschaft über Dithmarschen. Dieses Wappenzeichen ist im Laufe der
Jahrhunderte auch von den Dithmarschern übernommen worden und wird bis heute
geführt.