Beginn systematischer Holsteiner Pferdezucht in Dithmarschen

In den 80iger Jahren des vorigen Jahrhunderts beginnt die für die Holsteiner Pferdezucht entscheidende Phase. In den Elbmarschen werden die Pferdezuchtvereine Kremper Marsch, Seestermüher-Haselauer Marsch und Wilster Marsch gegründet. In Dithmarschen wird zunächst in Norderdithmarschen der Pferdezuchtverein Norderdithmarschen unter dem Vorsitz von Obervollmacht Dohrn, Blankenmoor gegründet und am 23.3.1888 schließen sich die Züchter unter dem Vorsitz von Heinrich Heesch, Esch zum Pferdezuchtverein Süderdithmarschen zusammen.
Nach der Vereinigung aller 5 Vereine zum Verband der Pferdezüchter in den holsteinischen Marschen beginnt die systematische Zucht des Holsteiner Pferdes. Zuchtziel ist ein edles kräftiges Wagenpferd mit starken Knochen und hohen räumenden Gängen, welches möglichst gleichzeitig die Eigenschaften eines schweren Reitpferdes besitzt.
Die Maßnahmen des Verbandes zur Förderung der Zucht sind:

Das Stuten- und Hengstregister

Hauptaufgabe des 1883 gegründeten Pferdezuchtvereins in der Kremper Marsch war die Führung eines Stutenstammregisters. Denn die große Konkurrenz und die allgemeinn nationalen Verhältnisse zwangen den Landwirt, sein Augenmerk mehr denn je auf größte Quantität und beste Qualität ihres Zuchtmaterials zu heben, andererseits dem Käufer größere Garantie zu bieten und somit für Erweiterung des Absatzgebietes Sorge zu tragen. Das Stutenstammregister des Holsteiner-Marsch-Pferdes wurde musterhaft und beispielgebend für die gesamte deutsche Pferdezucht. Nie zuvor waren Aufzeichnungen über die Zucht in einem solchen Umfang gemacht worden.

Die Hengsthaltung und die damit verbundene Unabhängigkeit von staatlichen Institutionen

In der Erkenntnis, in welch großer Gefahr die heimatliche Zucht schwebte, nämlich daß das gute alte Holsteiner-Marsch-Pferd auf dem besten Wege war, zu verschwinden durch Fremdbluteinkreuzung und forcierten Verkauf von Luxuswallachen, versuchte man, die vernachlässigte Hengstaufzucht wieder zu beleben und sorgte für die Gründung eines Hengstaufzuchtvereins. Schon im Herbst 1885 machte der Vorstand des damaligen Pferdezuchtvereins in der Kremper Marsch den Versuch, vom Staate für ein solches Unternehmen dauernde Beihilfen zugesichert zu erhalten, wurde aber abschlägig beschieden. Dann kam die Provinzial-Tierschau im Jahre 1886 und bestätigte, daß diejenigen Distrikte unserer Marschen, die am meisten einheimisches Blut aufzuweisen hatten, das beste Zuchtmaterial in Körpermaße, Knochenstärke und Korrektheit vorzuführen imstande waren.
Sollte dies erhalten bleiben und wieder zur Geltung gebracht werden, so gab es nur eine Möglichkeit für die Züchter, und zwar die, selbst die Hengsthaltung in die Hand zu nehmen. Im Juni wurden zuerst die Deligierten, dann weitere Mitglieder des Pferdezuchtvereins "Kremper Marsch" vom Vorstand zur vertraulichen Beratung geladen, doch erst am 7. August gelang es, mit 18 Mitgliedern den Verein "HOLSATIA" zur Erhaltung heimischer Deckhengste zustande zu bringen, der zur Verbesserung der Beschälermaterials den Pferdezuchtvereinen, denen dies Feld der Tätigkeit mehr oder weniger verschlossen war, als Stützpunkt diene sollte und, sich demgemäß zur Aufgabe machte, aus dem besten heimischen Blut der Zucht hochklassige Hengstfohlen aufzukaufen, aufzuziehen und die besten davon nach erfolgter Annahme durch die Hengstkommission zum Decken aufzustellen. Auf diese Weise also eine strenge Zuchtauswahl zu treiben.
Die aus den drei Vorstandsmitgliedern und zwei Vertrauensmännern bestehende Einkaufskommission erhielt die strikte Weisung, den Zweck scharf ins Auge zu fassen und zunächst mit der Verstärkung und Verbesserung des Fundaments vorzugehen; im übrigen wurde ihr möglichst freie Hand gelassen, auch bald in der Zahl der anzukaufenden Fohlen keine Beschränkung mehr aufgelegt.
So beginnt der Verein seine Tätigkeit. Nur die möglichst reingebliebenen Zuchten der Kremper und Seestermüher Marsch konnten für den Ankauf in Frage kommen. Die Fohlen mußten nach ihrer Abstammung, ihrem Bau und ihrem Gange zu der Annahme brechtigen, daß sie sich zu Beschälern in der Kremper Marsch eignen würden. Nur von Stammregisterstuten und möglichst aus den besten, konstantesten Zuchten durfte angekauft werden. Neben dem nötigen Adel und dem hohen kräftigen Gange mußte ein starker, gediegener Knochenbau, schöne kräftige Sprunggelenke und Röhrbeine vorhanden sein oder sicher in Aussicht stehen.
Die angekauften jungen Hengste wurden bei den Mitgliedern untergebracht. Es wurde der Sommerweidegang eingeführt, auch für Deckhengste, um sie dadurch in ihrer Gesundheit zu festigen. Auf die Einrichtung geräumiger, luftiger, gesunder Stallungen wurde viel Gewicht gelegt, ebenso auf zweckmäßige Behandlung und Pflege der jungen Hengste und besondere Vorschriften darüber aufgestellt.
Nahc dem Zusammenschluß aller fünf Vereine wird der Hengstaufzuchtverein vom Verband übernommen und der Ankauf der besten Hengstfohlen bezieht auch das Gebiet Dithmarschen mit ein.
Seit der Zeit ist rüstig weitergearbeitet worden, so daß im Jahr 1901 77 Hengste im Besitz des Verbandes sind, darunter 34 Deckhengste.

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